Vortrag: Die proletarische Frauenbewegung und ihre Internationalisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Vortrag: Die proletarische Frauenbewegung und ihre Internationalisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Über die Geschichte der Frauenbewegungen gibt es eine Fülle an Material und Erzählungen. Die weitaus meisten Narrative beziehen sich auf die bürgerlichen Frauenbewegungen. Das mag damit zusammenhängen, dass sie von bürgerlichen Geschichtsschreiber:innen erstellt wurden, die sich zudem in der Regel auf Theoriedebatten konzentrieren. Verwischt werden auch oft die Differenzen zwischen den Theoretiker:innen der bürgerlichen Frauenbewegung und der Arbeiterinnenbewegung, wodurch Klassengegensätze ausgeblendet werden. In Wirklichkeit bestand aber nicht nur „ein enormer Unterschied zwischen arbeitenden Frauen und den besitzenden Ladies, zwischen einer Dienerin und ihrer Herrin“, wie es Alexandra Kollontai 1913 treffend formulierte, sondern auch zwischen den Bewegungen, auf die sich die jeweiligen Frauengruppen bezogen.

Mein Beitrag richtet sich auf die proletarische Frauenbewegung, die eng mit der Arbeiterbewegung verbunden war und seit ihrem Bestehen eine intersektionale Perspektive verfolgte. Die Internationalisierung begann am Anfang des 20. Jahrhunderts, nahm einen großen Aufschwung vor dem Ersten Weltkrieg – und hat sich von den Folgen, die Krieg und Spaltung für die Arbeiterbewegung und damit auch für die proletarische Frauenbewegung mit sich brachten, bis heute nicht erholt.

Dr. Gisela Notz, Sozialwissenschaftlerin, Historikerin, Aktivistin, Berlin. 1985 bis 1997 Mitherausgeberin der „beiträge zur feministischen theorie und praxis“;bis 2023 von Lunapark21. Bis 2007 Wissenschaftliche Referentin im Historischen Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn. Lehrbeauftragte und Vertretungsprofessuren an verschiedenen Universitäten. (Mit)Gründerin des bundesweiten Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung, Vorsitzende pro-Familie Bundesverband 2004 – 2010, Stiftungsrat der Bewegungsstiftung 2002-20014. Herausgeberin des Wand-Kalenders Wegbereiterinnen, der seit 2003 erscheint und wird fortgesetzt wird. Arbeitsschwerpunkte: Forschung zur Geschichte der Arbeiter:innenbewegung, Frauenbiografien, alternative Wirtschaft, Genossenschaften, Familismus u.v.a.

mit Gisela Notz (organisiert vom Referat für politische Bildung)